Food Waste ist ein globales Problem, das es ernst zu nehmen und zu bekämpfen gilt. Aus aktuellem Anlass wollen wir von Hamsterkäufen, die enormen Food Waste produzieren, abraten und an den vernünftigen Umgang mit Lebensmittel appellieren. Aber was meint denn eigentlich „Food Waste“?
Food Waste ist ein globales Problem, das es ernst zu nehmen und zu bekämpfen gilt. Aus aktuellem Anlass wollen wir von Hamsterkäufen, die enormen Food Waste produzieren, abraten und an den vernünftigen Umgang mit Lebensmittel appellieren. Aber was meint denn eigentlich „Food Waste“?
Obwohl wir uns bei NIKIN vor allem mit nachhaltigen Materialien der Modeindustrie befassen und gegen die globale Waldabholzung ankämpfen, ist es wichtig, auch in anderen Lebensbereichen nachhaltig zu denken. Wir wollen die Menschen motivieren, ihren Lebensstil zu überdenken und ihn womöglich nachhaltiger zu gestalten. Dass Food Waste weltweit ein erhebliches Problem ist, ist bekannt – die einen haben viel zu viel, werfen es fort und andere haben nichts und leiden Hunger. Insbesondere in Krisenzeiten erleben wir ein rasanter Anstieg von Food Waste. Aufklärung zum Thema Food Waste und den Folgen tut Not. Nur so kann man etwas dagegen unternehmen.
Was bedeutet eigentlich „Food Waste“?
In den Industrieländern der westlichen Welt steht den Menschen eine Überfülle von Nahrung zur Verfügung – wir kaufen und haben mehr, als wir benötigen. Das führt fast zwangsläufig zu Diskrepanzen. Der Unterschied zwischen dem, was verfügbar ist, und dem, was wir tatsächlich verzehren, ist all das Essen, das wir verlieren oder aktiv fortwerfen.
Dabei wird unterschieden zwischen Lebensmittelverlusten – also allem, was bei der Produktion oder insgesamt in der Lieferkette verloren geht – und tatsächlicher Verschwendung. Letzteres sind all die Speisen, die wir nicht verwerten. Und das passiert jedem von uns. Jeden Tag. Zu viel eingekauft und verdorben, eine zu grosse Portion auf den Teller gefüllt...
Wo sitzen die Haupt-Übeltäter?
Wenn man den Ursachen nachgeht, lässt sich ermitteln, dass in der Schweiz ein Drittel der produzierten Erzeugnisse nicht konsumiert wird – etwa 2 Millionen Tonnen (!) Lebensmittel im Jahr. Die Hälfte davon wird entweder in privaten Haushalten oder in Restaurants und Hotels entsorgt. Diese Menge entspricht umgerechnet nahezu einer Mahlzeit pro Person täglich. Unglaublich, nicht wahr? Stimmt aber.
Warum die Verschwendung?
Zum Teil ist Food Waste durch Normen oder schlichtweg Verbrauchervorlieben bedingt: Gemüse und Obst werden „entsorgt“, weil sie in Grösse und Form nicht dem Standard entsprechen. Gleiches gilt für Produktionsüberschüsse – bevor man den Preis senkt, wird das Zuviel lieber vernichtet. Auch bei Verarbeitung und Transport kommt es ungewollt zu Pannen.
Ein wichtiger Faktor ist das sogenannte „Mindesthaltbarkeitsdatum“ – auf jeder Verpackung muss das Datum angegeben werden, bis zu dem ein Lebensmittel am besten verzehrt werden sollte. Leider interpretieren sowohl Geschäfte als auch Verbraucher diese Empfehlung als „danach unbedingt wegschmeissen“. So landen auch bei den Supermärkten enorme Mengen an absolut guten Lebensmitteln tagtäglich im Müll. Zu den grössten Einzelverschwendern zählen allerdings, wie schon erwähnt, die Haushalte. Sprich, die Endverbraucher – das sind wir alle.
Anderswo auf der Welt fehlt es am Nötigsten
Während in den reichen Ländern tagtäglich Essen im Abfall landet, fehlt es in den weniger begünstigten Gebieten der Welt an Nahrung. Südostasien und Südamerika waren in den vergangenen Jahren im Kampf gegen den Hunger erfolgreich, während in Afrika noch immer Menschen ohne ausreichende Mahlzeiten schlafen gehen. Jeder neunte Mensch weltweit hungert oder leidet an Fehlernährung. Und das, obwohl die Menge der global produzierten Lebensmittel die Weltbevölkerung ernähren könnte.
Zugegeben, wenn wir nichts mehr fortwerfen, bedeutet das nicht, dass Hungernde anderswo auf der Welt sofort etwas zu essen haben. Andererseits würde sinkender Absatz die Produzenten dazu zwingen, nachhaltiger zu produzieren und/oder andere Märkte zu bedienen.
Lebensmittelverschwendung stoppen – aber wie?
Um den Verlust und die Verschwendung von Lebensmitteln einzudämmen, bedarf es natürlich einer konzertierten Anstrengung auch auf Regierungsebene. Das allein genügt jedoch nicht. Da wir Einzelpersonen am meisten fortwerfen, ist der Ball bei uns. Es gibt verschiedene Tricks, mit denen wir uns selbst überlisten können und nicht mehr einkaufen oder bestellen, als wir wirklich benötigen.
Beispielsweise sollte man nicht hungrig zum Einkaufen fahren. Man kauft fast immer mehr, als man braucht. Bei der Zubereitung gilt dasselbe – lieber eine Kartoffel weniger schälen als später etwas entsorgen müssen. Vor dem Essen hilft ein grosses Glas Wasser, den Magen zu füllen – so packt man sich keine unnötig grossen Portionen auf den Teller.
Wer seine Mahlzeiten wochenweise plant, kann die genauen Mengen im Voraus kaufen und ausserdem so kalkulieren, dass Essensreste im Gericht des nächsten Tages verwendet werden. Auch das Kochen für zwei Tage ist legitim, um Verschwendung zu vermeiden.
Auch bei der Aufbewahrung hilft eine gewisse Ordnung: verderbliche Lebensmittel immer nach vorn räumen im Kühlschrank – so hat man sie im Blick und greift als Erstes danach. Was nicht sofort gegessen werden kann, lässt sich unter Umständen auch einfrieren. Doch auch in der Gefriertruhe gilt: Alter vor Schönheit! Sprich: die frischesten Mahlzeiten nach hinten räumen. Denn auch eingefroren sind Lebensmittel nicht unbegrenzt haltbar.
Die möglicherweise fertig zubereiteten Speisen in der Kühltruhe sind ideal, wenn man einmal keine Lust zum Kochen hat, oder für Gäste mehr als ein Gericht auftischen will. Es braucht nur ein wenig Planung.
Gibt es Projekte gegen Food Waste?
In der Tat – von praktischen Blogs bis hin zur „Reste-App“ gibt es bereits eine ganze Menge an Projekten, die dabei helfen, Food Waste einzudämmen. Rezepte für „Reste-Feste“ gehören ebenso dazu wie mobile Apps, mit denen man in der Nähe Mahlzeiten findet, die „Too Good To Go“ sind – zu sehr günstigen Preisen.
Auch im Einzelhandel und bei den grossen Ketten findet ein Umdenken statt. Dass Bäcker Brot und Gebäck vom Vortag anbieten, zu günstigen Preisen, ist keine Seltenheit mehr. In Schweizer Städten ist die „Äss-Bar“ sehr beliebt. Supermärkte schreiben ebenfalls Produkte, die bald ablaufen, entsprechend herunter – oder stiften sie vor dem Verfall, beispielsweise an Mittagstische oder ähnliche soziale Angebote.
Sehr weit im Kampf gegen Essensverschwendung ist Frankreich: dort dürfen schon seit mehreren Jahren die Supermärkte Lebensmittel nicht mehr wegwerfen. Stattdessen wird sehr viel mehr für soziale Einrichtungen gespendet. Aber Frankreich tut noch mehr. Food Waste ist offiziell strafbar – damit stehen die Franzosen bislang weltweit allein. Wird Lebensmittelverschwendung aufgedeckt, kann dies mit Geldstrafen von bis zu 3‘750 Euro Busse geahndet werden. Die Erfolge können sich bereits sehen lassen.
Allein gegen Food Waste
Zunächst einmal – wer nun aufgeschreckt ist und etwas tun möchte, kann bei sich selbst anfangen. Wenn alle das täten, wäre es ja schon gut. Das Thema im Freundes- und Kollegenkreis zur Sprache zu bringen ist ebenfalls keine schlechte Idee. Das gilt umso mehr für all unsere Leser und Leserinnen, die in der Gastronomie oder in der Lebensmittelbranche tätig sind! Wer darüber hinaus etwas tun möchte, kann natürlich für Meinungsbildung sorgen. Dies im Sinne eines Gesetzes gegen Lebensmittelverschwendung, aber auch durch ehrenamtliche Tätigkeiten in allen Bereichen, in denen Menschen mit Nahrung versorgt werden, die sich nicht alles leisten können, was Bessergestellte wegwerfen. Und ja, die gibt es auch in der Schweiz!