Frische Tomaten, Zucchetti und Radieschen aus dem eigenen Garten: Die Zahl an neuen Hobbygärtnern stieg wohl selten so rasant wie in den letzten Wochen. Aber auch in der wilden Natur findet man köstliche Nahrungsmittel – und zwar ganz gratis.
Frische Tomaten, Zucchetti und Radieschen aus dem eigenen Garten: Die Zahl an neuen Hobbygärtnern stieg wohl selten so rasant wie in den letzten Wochen. Aber auch in der wilden Natur findet man köstliche Nahrungsmittel – und zwar ganz gratis.
Essbare Pflanzen, Blätter, Beeren und Früchte in der Natur sammeln – die Nahrungssuche im Wald und in naturbelassenen Landschaften findet immer mehr Freunde. Vor allem Menschen aus der Grossstadt zieht es zurück in die freie Natur. Und natürlich können hier Nahrungsmittel entdeckt werden, die nicht gedüngt oder mit Pestiziden befrachtet sind. Viele wildwachsende Pflanzen haben darüber hinaus wohltuende oder sogar heilende Eigenschaften.
Was wir vor der Haustür finden
Verlässt man die betonierte Umgebung der Städte, findet man oft schon in unmittelbarer Nähe Gebiete, in denen der Mensch nicht oder nur wenig in die Natur eingreift. Doch auch entlang viel begangener Wege kann man Wildpflanzen entdecken. Von März bis Oktober bringt die Natur eine Fülle von Erzeugnissen auf den Tisch – man muss nur genau hinschauen.
Früchte und Beeren
Hinlänglich bekannt sind Brombeeren und Himbeeren, die lediglich lockere Böden und ein sonniges Plätzchen benötigen. Entlang Bachläufen wächst der Holunder – Feinschmecker tunken schon die weissen Blütendolden in Teig und backen sie aus, andere warten auf die Beeren, die sehr wohlschmeckend sind und sich auch für Obstschnaps eignen. Aus Holunderblüten lässt sich auch ausgezeichneter Sirup herstellen. Auch wilde Erdbeeren und Blaubeeren liefert die Natur. Gar nicht selten sind wilde Kirschbäume, deren Früchte deutlich kleiner und ein wenig saurer sind als „domestizierte“ Sauerkirschen. In der Nähe von Bauernhöfen finden sich auch verwilderte Obstbäume. Werden sie über viele Jahre nicht betreut, können sie durchaus noch Frucht tragen, wenn auch kleinere und leicht holzige Früchte. Einkochen kann man die jedoch allemal.
Nüsse und Kastanien
Nussbäume, vor allem Walnuss, finden sich in Mischwäldern ebenso wie die Esskastanie (Maroni), deren wuschelige Samenkapseln der Rosskastanie überhaupt nicht ähneln. Auch Haselnüsse gehören zu den häufigen Pflanzen, sie werden allerdings selten grösser als Sträucher.
Pilze selbst sammeln
Pilze sammeln – eine Wissenschaft für sich. Nur Mut, es ist gar nicht so schwierig. Wer einmal einen Knollenblätterpilz neben einen Champignon gehalten hat, sieht die Unterschiede auf den ersten Blick. Darüber hinaus gibt es in vielen Gemeinden eine Pilzprüfstelle, in der die Ausbeute einer Fachperson vorgelegt werden kann. Dazu ist auf jeden Fall zu raten, um die Gesundheitsrisiken durch den Verzehr hochgiftiger Pilze aufgrund von Verwechslungen auszuschliessen.
Blüten, Blätter, Kräuter
Was unsere Grosseltern in schlechten Zeiten noch in die Suppe gegeben haben, schmeckt auch heute noch durchaus gut. Zu den essbaren Gewächsen, die man schon vor der Haustür findet, zählen Rucola, Portulak und Löwenzahn, aber auch Brunnenkresse und Nesseln. Eine Delikatesse ist der Bärlauch, der wilde Verwandte des Knoblauchs. Hier werden nicht die Knollen, sondern die Blätter gesammelt, die im März und April spriessen. Bärlauch sieht dem wilden Maiglöckchen ähnlich und bevorzugt die gleichen Standorte, doch die Blätter duften beim Reiben ausgeprägt nach Knoblauch. Lecker ist auch Wildspargel, der ebenfalls im Frühjahr im Wald gesammelt werden kann.
Eine üppige Speisekammer
Tatsächlich hat die Natur also viel zu bieten. Sogar Gemüse wie Karotten oder Pastinaken gibt es in einer Wildform, allerdings wenig schmackhaft. Vieles von dem, was man im Frühjahr, Sommer oder Herbst sammelt, kann ausserdem eingekocht oder eingefroren werden und frischt so den Speiseplan auch im Winter auf.
Vermutlich werden sich auch ausgesprochen naturbegeisterte Küchenfreunde nicht ausschliesslich von Löwenzahn und wilden Kastanien ernähren wollen – doch die Berücksichtigung dieser Schätze der Natur findet graduell sogar bei bekannten Küchenchefs Eingang in die Speisekarte.
In unserer Konsumgesellschaft sind wir uns gewohnt, dass alle Lebensmittel im Supermarkt griffbereit auf uns warten. Doch die Natur um uns bietet so viel – auch Lebensmittel, die mit dem gewissen Know-How ganz gratis gesammelt werden können.